Ein neues Eingewöhnungskonzept

 

Die frühe Kindheit wird inzwischen nicht mehr nur von Erziehern als grundlegende Zeit erkannt in der sich grundlegende und manchmal später nicht wiederaufzuholende Bildungsprozesse vollziehen. Daher beschäftigen sich die unterschiedlichsten Fachrichtungen und Wissenschaften damit, wie gute Voraussetzungen geschaffen werden können, um auch in der Kita dafür Sorge zu tragen, dass Kinder von dieser Zeit bis zum 6. Lebensjahr in hohem Maße profitieren können.

clip_image002Verändert hat sich in den letzten Jahren das Zugangsalter der Kinder. Auch in der Villa Regenbogen werden in der Zwischenzeit fast nur noch zweijährige Kinder aufgenommen, nur die Zuzüge von Familien bilden hier die Ausnahme.

Eine Grundvoraussetzung für gelingendes Lernen ist es, dass sich Kinder sicher und geborgen fühlen. Nur wenn dies gelungen ist, kann sich das Kind seinen anderen Entwicklungsaufgaben zuwenden, die je nach Alter unterschiedlich sind.

Deshalb haben wir, das Team der Villa Regenbogen sich in den letzten Monaten sehr mit dem Thema Eingewöhnung beschäftigt. Wir hatten dazu eine Fortbildung, haben viel gelesen und viel diskutiert und haben nun ein Konzept für unsere Einrichtung entwickelt und vereinbart, in dessen Erprobungsphase wird uns derzeit befinden.

Dieses Konzept der Eingewöhnung orientiert sich am Berliner Modell (entwickelt vom Institut für angewandte Soziallisationsforschung frühe Kindheit). Das bedeutet einen langsamen und behutsamen Einstieg für das Kind in die Kindertageseinrichtung. Dieser ist besonders notwendig, um eine tragfähige Bindung aufzubauen, damit gewährleistet werden kann, dass sich das Kind wohlfühlt und nachhaltig getröstet werden kann.

clip_image004Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen – Sie kommen in den Gruppenraum um Ihr Kind in die Kita zu bringen und es kommt Ihnen ein neues kleines Kind entgegen. Seine Mama sitzt in einer Ecke des Gruppenraums ohne etwas zu tun? „Was soll denn das“- denken Sie vielleicht, „warum sitzt sie so unbeweglich da und spielt nicht mit ihrem Kind“.

Nun – so haben wir es mit der Mama vereinbart, sie ist sozusagen „der sichere Hafen“, der Anlaufpunkt für das neue zweijährige Kind im Gewimmel der Gruppe, aber sie verhält sich völlig passiv. Die „Aktiven“ im Kindergarten sind die Kinder und die Erzieher, das soll das neue Kind mitnehmen, in seinen ersten Tagen in der Kita. Die erste Bindungsperson (Mutter oder Vater) in der Nähe zu wissen, ist für das Kleinkind besonders wichtig, wenn es mit Unbekanntem konfrontiert wird. Typisch für die Zweijährigen ist es, dass sie in bestimmten Zeitabständen zur Bezugsperson zurückkehren um sich ihrer Anwesenheit zu versichern. Ein abrupter unbegleiteter Eintritt in die Kita würde eine starke Verunsicherung für das Kind bedeuten und verhindern, dass es seine Umgebung offen und neugierig erkunden könnte.

Das genau soll geschehen in den ersten drei Tagen der Grundphase in denen Mutter (Vater) und Kind nur ca. eine halbe Stunde in der Kindergartengruppe sind. Die Bezugserzieherin versucht in diesen ersten Tagen vorsichtig über Spielangebote Kontakt aufzubauen. Diese kurze Zeitphase dient dazu das Kind ganz langsam mit der Vielfalt der Eindrücke bekannt zu machen, die aufmerksame und gespannte, aber passive Haltung der Eltern nicht überzustrapazieren und eine eindeutige zeitliche Ressource des Bezugserziehers zu ermöglichen, der in dieser begrenzten Zeit störungsfrei nur für dieses Kind zur Verfügung steht.

Der erste kurze Trennungsversuch beschreibt die zweite Phase der Eingewöhnung. Dieser wird am 4. Tag eingeleitet und ist ebenfalls noch nicht von längerer Dauer. Nun kommt es darauf an, welche Erfahrungen das Kind mitbringt, inwieweit diese Phase in die Stabilisierungsphase übergeht. Akzeptiert das Kind die Trennung noch nicht, muss einige Tage später ein weiterer Trennungsversuch gewagt werden. Die Stabilisierungsphase kann schon ab dem fünften Tag beginnen und der Bezugserzieher übernimmt zunehmend auch die Versorgung des Kindes ( Füttern, Wickeln…) , da sich die Zeiträume, die das Kind in der Kita ist auch immer weiter ausdehnen. Er bietet sich als Spielpartner an und reagiert auf die Signale und Bedürfnisse des Kindes. Ein Zeichen dafür, dass die Eingewöhnung abgeschlossen ist, ist es dass sich das Kind in der Trennungssituation von der Fachkraft trösten lässt und in dieser Zeit neugierig und aktiv an seiner neuen Umgebung , Material und Personen interessiert ist.

clip_image006Nun ist das Kind bereits mehrere Stunden in der Kita und so können die Eltern wieder ihrem Beruf o.ä. nachgehen, sollten aber dennoch in Notfällen erreichbar sein. Für das Kind kommen nun täglich neue Erfahrungen, kleine Regeln und Abläufe hinzu. Es gilt den „Schutzstaus“ (auf dem Schoß sitzen, an der Hand laufen, mitgehen wenn der Erzieher aus dem Raum geht o.ä.) aufzuheben und einen sanften Übergang zu finden, damit das Kind sich zum stabilen und vollwertigen Gruppenmitglied entwickeln kann. Dieser Schritt kann einige Wochen dauern. Während dieser Zeit ist es oft hilfreich, wenn Kinder noch nicht von morgens früh bis zum Spätdienst die Kita besuchen, sofern es die Eltern einrichten können.

Den Abschluss der Eingewöhnungszeit bildet das Reflexionsgespräch, dass Erzieher und Eltern miteinander führen, um sich gehgenseitig darüber auszutauschen wie die Eingewöhnung des Kindes abgelaufen ist, was hilfreich war und was zukünftig noch wichtig sein könnte.

Im Zuge der Umstellung des Eingewöhnungskonzeptes haben wir uns auch nochmals zur Gestaltung des Gruppenraumes Gedanken gemacht. So gibt es nun den sogenannten „safe place“ einen Platz unter der Treppe zur Galerie, der nur den Kleinen gehört. In dieser Ecke haben die Kinder die Möglichkeit ruhig zu spielen ohne gestört zu werden, von dort aus zu beobachten oder auch aktiv zu werden. Sie kann also den Ausgangspunkt für die Aktionen des Kindes bilden ist aber gleichzeitig auch Rückzugsraum.

Des Weiteren wird in jeder Gruppe das Miniflitzerfrühstück angeboten. Dabei handelt es sich um ein Frühstücksritual, dass jeden Tag am gleichen Ort, und in der Regel auch mit dem/der gleichen Erzieherin vonstattengeht. Hier sind nur die Kleinen eingeladen teilzunehmen. Durch das Fehlen der größeren, die zu frei bestimmten Zeiten frühstücken dürfen, und der Möglichkeit des abgeschlossenen Raums haben die zwei und dreijährigen nun einmal am Tag die Gelegenheit die ganze Aufmerksamkeit der/des Erzieherin/Erziehers zu genießen, sie können erzählen ohne unterbrochen zu werden, sich dürfen sich in Ruhe auf das Essen einlassen und haben Zeit dies zu vollenden, da sie keine Ablenkung erfahren. Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass die Kinder dies sehr gerne in Anspruch nehmen.

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Da es auch für uns einiges Neues zu entdecken gibt sammeln wir auch weiterhin noch weitere Erfahrungen mehr und sind dankbar wenn Sie uns Rückmeldungen darüber geben was Sie positiv bemerken, was sie nicht verstehen oder auch kritisch betrachten.

Wir sind gerne bereit darüber mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, denn es liegt uns sehr am Herzen für Kinder und ihre Eltern unseres Hauses gute Voraussetzungen zu schaffen.

Conny Drössler , Leiterin

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